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Donnerstag, 26. April 2012

'The BI Survey 11: The Customer Verdict' just started


BARC's annual Business Intelligence survey gathers input from a large number of organizations to better understand their buying decisions, their implementation cycles and the benefits they achieve from using BI software.

Click the link below to take part in The BI Survey 11:
BI Survey 11


As a participant, you will:
  • Receive a summary of the results from the full survey
  • Be entered into a draw to win one of ten $50 Amazon vouchers
  • Ensure that your experiences are included in the final analyses
The BI Survey 11 is strictly vendor-independent: BARC does not accept vendor sponsorship of the Survey, and the results are analyzed and published without any vendor involvement.
You will be able to answer questions on your usage of a BI product from any vendor. Your answers will be used anonymously, and your personal details will never be passed on to vendors or other third parties.
Business and technical users, as well as vendors and consultants, are all welcome to participate.
The BI Survey 11 should take about 25 minutes to complete. For further information, please contact Silke Hopf at BARC (shopf@barc.de). 
Click the link below to take part in The BI Survey 11:



Dienstag, 7. Februar 2012

HANA breitet sich im SAP-Portfolio aus

SAP hat heute angekündigt, dass HANA, die In-Memory-Wunderwaffe für SAP's Großkunden, auch für den Mittelstand zur Verfügung gestellt wird. Mit HANA für SAP Business One stehen Kunden interaktive Reports und Ad-Hoc-Analysen zur Verfügung. Ziel ist es, multiple Informationsquellen zur Auswertung zu nutzen. Mit der Suchfunktion kann innerhalb von Sekunden auf Informationen zugegriffen werden, zwischen den einzelnen Objekten aus SAP Business One kann navigiert werden, ohne dass der Screen gewechselt werden muss, weil sich alles in einem zentralen Cockpit befindet. Sogenannte Big Data Auswertungen, wie sie beim HANA-Referenzkunden AOK anfallen, sollten jedoch eher untypisch sein für Mittelstandskunden.

Der Beginn des Ramp-up ist für Ende Februar, die allgemeine Verfügbarkeit für den weiteren Verlauf des Jahres 2012 geplant. Um eine planbare und vor allem kostengünstige Einführung zu ermöglichen, stehen SAP Rapid Deployment Solutions inklusive der Lösung SAP ERP Operational Reporting with SAP HANA zur Verfügung. SAP Rapid Deployment Solutions beinhalten nach Meinung von SAP alles, war für eine Inbetriebnahme benötigt wird – von vorkonfigurierter Software bis hin zu Implementierungsservices der Partner.

Der Ansatz, auch kleineren Unternehmen, die durchschnittliche User-Zahl von SAP Business One liegt bei ca. 8, für die Suche und Auswertungen von Audio-, Video- und Textinhalten sowie Dokumenten ein leistungsfähiges Tool zur Verfügung zu stellen, ist lobenswert. Entscheidend für den Erfolg wird hauptsächlich der Preis sein, mit dem HANA in den KMU-Bereich eingeführt wird.

Autor: Frank Naujoks

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Microstrategy Personal Cloud - Visualisierung leicht gemacht

Seit Ende September ist die Beta-Version von Microstrategy`s Personal Cloud kostenfrei verfügbar - und Microstrategy will damit herkömmliche BI-Anwendungen auf Abteilungsebene und Desktops ersetzen. Mit dem neuen Angebot sollen Anwender in der Lage sein, die verborgenen Schätze aus Excel zu heben, also beispielsweise Verkaufstrends und Ausreisser erkennen.

Nutzer können eigene Dashboards relativ einfach selbst erstellen und diese über Web, iPad oder per Mail mit anderen teilen und machen sie über Facebook, Twitter, Blogs und andere Plattformen zugänglich.

Wem die eigene Datensammlung zu mickrig erscheint, kann öffentlich zugängliche Datensammlungen analysieren. Beispielsweise unterstützt MicroStrategy Cloud Personal Analysen von Trend- und Statistikdaten aus öffentlichen Internetauftritten, wie Data.gov (http://www.data.gov/), The World Bank (http://data.worldbank.org/), dem National Center for Education Statistics (http://nces.ed.gov/ipeds/), Datenbestände von EuroStat (http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/statistics/search_database) oder der NASA (NASA Data Incubator: http://nasa.dataincubator.org).

Wie das Ganze aussehen kann am Beispiel der Systemzufriedenheitswerte 2004-2011 ausgewählter ERP-Systeme (100% = Wert 2011) - im Selbstversuch erstellt:



Die Software bietet umfangreiche grafische Darstellungsmöglichkeiten. Ein sehr schönes Feature ist die Data Refresh-Möglichkeit. Aktualisierte Daten können problemlos in bereits erstellte Grafiken eingespielt werden und werden dann auch automatisch beispielsweise bei in Blogs eingebundenen Grafiken aktualisiert.

Nach einem kurzen Test bleibt ein positiver Eindruck für ein Visualisierungstool umfangreicher Datensätze, dass sich insbesondere durch die vielfältigen Verbreitungsmöglichkeiten via Blog, Email, iPad etc auszeichnet.

Autor: Frank Naujoks

Montag, 7. Februar 2011

i2s Business Software Trends 2011

Das Jahr 2011 liegt mitten in der Zeit des technologischen, wirtschaftlichen und organisatorischen Umbruchs. Denn die Technologien, über die teilweise seit Jahren geschrieben werden, werden beherrschbar und zugänglich. Die Globalisierung ist ein nicht mehr abzuwendender Fakt und hat den Mittelstand erreicht. Dieser profitiert nicht nur davon in Form von arbeitsteiligem Wirtschaften, sondern muss sich beispielsweise mit Wechselkursschwankungen und einem neuen internationalen Machtgefüge auseinandersetzen. Hinzu kommt, dass sich die Organisation und die Ordnung der Unternehmen ändert, in Form einer Veränderung der Mitarbeiterkultur: Mitarbeiter werden IT-affin und anspruchsvoll.

Sechs Entwicklungen werden das Jahr 2011 entscheidend prägen und Auswirkungen auf Anwender und Anbieter von ERP-Software haben:
 Global ERP wird zum Standard
 Funktionale Ausdehnung von ERP
 Hybride Betriebskonzepte gewinnen an Bedeutung
 Business Intelligence breitet sich in den Unternehmen aus
 Innovation durch Vertikalisierung
 Mobile Anwendungen prägen das Bild

Global ERP wird zum Standard
Zwei Trends bestimmen aktuell die Diskussion um den Einsatz von ERP-Software in weltweit agierenden Unternehmen: Expansion und Standardisierung. Denn der arbeitsteiligen Wirtschaft können sich auch Mittelständler immer weniger entziehen und expandieren ihre Produktionskapazitäten und Verkaufsaktivitäten in immer mehr Länder. Entsprechend steigen die Anforderungen an die ERP-Systeme. Nicht nur unterschiedliche Sprachen, sondern fast noch wichtiger, länderbezogene Vorschriften und Normen im System abgebildet werden. Gleichzeitig stehen IT-Verantwortliche vor der Herausforderung, ihre unterschiedlichen ERP-Systeme zu vereinheitlichen um Kosten zu senken und Prozesse zu beschleunigen.

Bedeutung Anwender
Unserer Erfahrung nach akzeptieren immer weniger Anwender Stückwerk: Das einheitliche ERP-System für die wichtigsten Länder wird zunehmend gefordert. Dahinter verbergen sich die Wünsche nach sinkenden IT-Kosten genauso wie nach beschleunigten Abläufen innerhalb des weltweit agierenden Unternehmens.

Insbesondere Konsumgüterproduzenten benötigen die Vorteile aus einer Single Instance-ERP-Installation: Den weltweit einheitlichen Überblick über das Zahlenwerk, die Nachfrage und die Produktionskapazitäten. Gleichzeitig besteht aber durch ein zu viel an Standardisierung die Gefahr funktionaler Kompromisse und unnötig komplexen Prozessen, um bestimmte lokale Regulierungsvorschriften erfüllen zu können. Zusätzlich geben die Landesgesellschaften ein Stück Autonomie und Reaktionsgeschwindigkeit auf, wenn die Upgrades zentral und damit unter Umständen langwieriger durchgeführt werden.

Anwender stehen vor der Herausforderung, den Wunsch nach Standardisierung und Flexibilität auszubalancieren. Dabei kann es hilfreich sein, sich auf eine Hub-and-Spoke-Strategie einzulassen. Standardisierung erfolgt in der Zentrale im transaktionalen Bereich wie Buchhaltung, vor-Ort werden die Landesgesellschaften mit einem System ausgestattet, dass sowohl die lokalen Anforderungen bezügliche Gesetzgebung und Produktion als auch die Schnittstelle in die Buchhaltungs- und Controlling-Module des ERP-Systems der Zentrale.

Bedeutung Anbieter
Anbieter, die den Weg eines globalen, aber dennoch flexiblen Systems nicht mitgehen können, werden in den nächsten fünf Jahren deutliche Schwierigkeiten bekommen, attraktive Neukunden zu gewinnen und ihre expansionswilligen Altkunden zu halten. Dabei bieten sich für Anbieter durchaus mehrere Optionen an, wie sie auf die Wünsche der Anwender reagieren können. Wenn sich abzeichnet, dass eine globale Expansion nicht in zufriedenstellenden Ausmaße erreicht werden kann, sollten Anbieter sich darauf spezialisieren, als flexibles, hochspezialisiertes System wahrgenommen zu werden, das sich gut an transaktionale ERP-Systeme wie SAP anbinden lässt.

Funktionale Ausdehnung von ERP
ERP-Systeme, die ursprünglich in erster Linie für Industrieunternehmen entwickelt worden sind, bilden heute das Fundament von Applikationsstrategien für die meisten Unternehmen, egal welcher Branche. ERP-Anwendungen sind häufig das transaktionale Rückgrat eines einer Organisation, und umfassen Bereiche wie Buchhaltung, Beschaffung, Lager-Management, Auftragsbearbeitung, und Personal. Im Laufe des letzten Jahrzehnts haben sich diese Applikations-Suites in Breite und Tiefe entwickelt, um mehr Anwendungsfälle und Industrien zu unterstützen. Hinzu kamen Anwendungen wie Business Intelligence(BI) und "Service-oriented Architecture" (SOA-basierende Middleware, um Integration und Expansion der Anwendungslandschaft zu unterstützen. Unserer Beobachtung nach ziehen aktuell vermehrt Business Process Management Systeme mit firmenübergreifenden Workflows in die Unternehmen ein.

Durch eine zunehmende Konsolidierung durch die großen ERP-Anbieter wächst das Angebot der klassischen ERP-Anbieter. Technologische oder funktionale Lücken werden auf dem Wege der Akquisition gefüllt. Gleichzeitig wächst die Zahl der ERP-ergänzenden Software von unabhängigen, meistens kleineren Anbietern, die auf web-basierten Plattformen die Funktionalitäten des ERP-Systems ergänzen.

Bedeutung Anwender
ERP-Systeme sind historisch bedingt eher schwer zu verwenden gewesen und wurden normalerweise nur einer beschränkten Anzahl von Kernbenutzern zur Verfügung gestellt, die täglich Daten eingeben und verarbeiten. Alternative Benutzeroberflächen - einschließlich der Web-basierten Self-Service-Anwendungen, Adobe Forms, Microsoft Office-Integration und andere Technologien - sind zunehmend verfügbar, um bestimmte ERP-Funktionalitäten einem breiteren Kreis der Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Moderne, auf die Rolle des Nutzers zugeschnittene Benutzeroberflächen sowie deutlich verbesserte BI-Fähigkeiten werden Standard.

Für die Anwender ergeben sich neue Potenziale zur Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse, da Medien- oder Systembrüche entfallen. Umgekehrt ergeben sich für die IT-Governance neue Aufgaben, da sich um neue Bereiche gekümmert werden muss, die früher weniger im Fokus standen, wie beispielsweise Verkauf oder Marketing.

Bedeutung Anbieter
Als reiner Spezialanbieter von Software-Lösungen wird es immer schwieriger, Neukunden zu finden. Dem Charme einer integrierten Buchhaltung, CRM- oder BI-Lösung werden in den nächsten drei Jahren immer mehr Anwender erliegen. Eine Gegenreaktion zeigt beispielsweise das Unternehmen Salesforce.com: Angetreten vor über zehn Jahren als reiner CRM-Anbieter entwickelt sich das Unternehmen zum Plattform-Anbieter, auf dem der FiBu-Spezialist Coda eine on-Demand-Buchhaltung entwickelt und vertreibt.

Hybride Betriebskonzepte gewinnen an Bedeutung
Das Interesse an Lösungen, die berechenbare und stabile Cost of Ownership bieten, hat auch vor dem Hintergrund ausufernder Upgrade-Projekte bei Anwendern zugenommen. Nachdem die ERP-Ergänzungen auf SaaS-Basis – angefangen bei HR bis hin zu CRM fast schon zur normalen IT-Ausstattung von Unternehmen gehören, gewinnen auch ERP-SaaS-Lösung wie SAP Business-by-Design (ByD) und Microsoft’s-ERP-Lösungen, die von SaaS-Plaza beispielsweise im SaaS-Modus angeboten werden, an Fahrt.

Dabei sind aktuell zwei Trends zu beobachten: Komplette Suites und kleine Nischenlösungen scheinen von der Nachfrage nach Cloud-basierter Software überdurchschnittlich zu profitieren. Durch die Verfügbarkeit von Cloud-basierten Entwicklungsumgebungen können Anbieter auch kleine Probleme lösen und erreichen dennoch ein großes Publikum.

Besondere Vorteile für Anwender bieten sogenannte „Hybride Betriebskonzepte“. Dabei verfügen sowohl die installierte Version als auch die on-Demand- genutzte Software über eine einheitliche Architektur und Datenstruktur, so dass ein Wechsel zwischen den Betriebskonzepten problemlos für Anwender durchführbar ist, ohne das vorgenommene Anpassungen geändert oder umständliche Datenmigrationen vorgenommen werden müssen.

Bedeutung Anwender
Anwender können sich ihre Applikationslandschaft aus einem breiten Spektrum an Angeboten und Anbietern frei zusammenstellen. Durch die in der Regel angebotenen Testmöglichkeiten von bis zu drei Monaten, haben Unternehmen die Möglichkeit, sich mit Funktionalität und Bedienkonzept der Software intensiv auseinander zu setzen und einen ausführlichen Test durchzuführen.

Trotz der Euphorie sollten Anwender nicht die Kosten für die allzu leicht zu benutzenden Angebote aus den Augen verlieren. Auch eine klare Vorgabe zu den eingesetzten Produkten vor dem Hintergrund einer einheitlichen IT- und Applikationsstrategie scheint geboten. Sonst entsteht der nächste Technologiezoo – und damit eine gefährliche Kostenfalle.

Bedeutung Anbieter
Durch SAP’s Markteintritt im Jahr 2007 ist Bewegung in den ERP-SaaS-Markt gekommen. Erst eher belächelt, nehmen immer mehr Anbieter SaaS-Angebote in ihr Portfolio auf. Mit der Markteinführung von SAP ByD in Österreich und der Schweiz in diesem Jahr wird das öffentliche Bewusstsein zunehmend geschärft. Mit der zunehmenden Zahl an Referenzen und des weiter fortschreitenden Einsatzes von ergänzenden Funktionalitäten im SaaS-Modus, werden in den nächsten drei Jahren die Anteile von SaaS-Lösungen im ERP-Umfeld deutlich zunehmen.

Anbieter können sich diesem Trend nicht mehr verschließen und müssen ein entsprechendes Angebot bereitstellen können. Komplett auf SaaS-ERP umsteigen werden zwar insbesondere Fertigungsunternehmen kaum, doch für Firmen aus dem Dienstleistungssektor und für ergänzende funktionale Anwendungen wird die Nachfrage zunehmen. Im CRM-Markt wird sich der Anteil der SaaS-Lösungen der 30-Prozent-Marke nähern – und eine ähnliche Entwicklung ist langfristig auch im ERP-Bereich nicht auszuschließen.

Anbieter stehen vor der Herausforderung, ihre on-Premise und on-Demand-Angebote zu harmonisieren. So lassen sich Entwicklungskosten senken und Anwender haben die Wahlfreiheit zwischen den Deployment-Modellen und können situationsabhängig entscheiden. Die Anbieter müssen zusätzlich noch ihr Umsatzmodell und damit ihre Finanzierung anpassen, denn statt einer hohen Einmalzahlung und anschließenden Wartungserlösen werden nur noch monatliche Mieteinnahmen anfallen, aus denen Infrastruktur, Entwicklung und Support finanziert werden müssen.

Business Intelligence breitet sich in den Unternehmen aus
Das Datensammeln ist über die Jahre perfektioniert worden – aus den unterschiedlichsten Kanälen (Website, Buchhaltung, Marketing etc) kommen die Daten in das Unternehmen. Die Anbieter im BI-Umfeld werden immer stärker Maßnahmen ergreifen, die vor allem auf die Kommunikation der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der BI-Lösungen ausgerichtet sind und die Kommunikation mit mehreren Fachabteilungen, beispielsweise Einkauf oder Marketing, suchen und sich nicht nur auf die Finance-Abteilung konzentrieren. Dadurch wird BI immer stärker zum entscheidenden Werkzeug der Unternehmensführung und die entsprechenden Prozesse innerhalb des Unternehmens müssen angepasst werden.

Bedeutung Anwender
Durch die Einbindung in die Geschäftsprozesse werden mehr Endanwender mit BI-Funktionalitäten konfrontiert. Dadurch ergibt sich eine zunehmende Nachfrage nach weiteren Auswertungsmöglichkeiten, nachdem sich die Anwender mit den Möglichkeiten vertraut gemacht haben und weitere Informationen verlangen.

Bedeutung Anbieter
Vor dem Hintergrund einer sich ausbreitenden Anwenderzahl im Unternehmen werden Anbieter die Skalierbarkeit ihrer Lösung noch stärker auf die zunehmende Anzahl der Nutzer ausrichten und Branchenstandards und –anforderungen besser berücksichtigen müssen. Gleichzeitig müssen sich die BI-Anbieter mit benutzerfreundlicheren Oberflächen, leichter zu bedienenden Anwendungen und neuen Visualisierungen beschäftigen, um sich für weitere Kreise innerhalb der Anwenderunternehmen zu öffnen. Denn Datenvisualisierung und Benutzerfreundlichkeit sind die Fokusthemen für Anwender – denen die Anbieter folgen müssen.

Innovation durch Branchenausrichtung der Software
Industrie spezifische Funktionalitäten werden eine immer wichtigere Rolle in der Entwicklung des ERP-Marktes haben. Denn Kunden fordern mehr industriespezifische Funktionalität von ihrem ERP- Lieferanten. Allerdings versuchen immer noch viele Anbieter, branchenunspezifische Angebote wie Rechnungswesen, Personal und Beschaffungsanwendungen an Unternehmen zu verkaufen.

Bedeutung Anwender
Anwender haben die Möglichkeit, einen Großteil der branchenspezifischen Entwicklung zu steuern, indem sie sich gemeinsam mit dem Anbieter an die Entwicklung von Branchenversionen machen. Der Vorteil aus Anwendersicht ist eine passgenaue Lösung, die als Standardsoftware und nicht mehr als Individualentwicklung läuft. So sinken einerseits die Anschaffungs- und Entwicklungskosten sowie andererseits die Kosten für Pflege und Weiterentwicklung.

Bedeutung Anbieter
Tiefe vertikale Angebote sind für Anbieter erfolgskritisch, um zukünftig Software verkaufen zu können. Oracle und Lawson sind Beispiele von Anbietern, die Verticals zu ihrer primären Wachstumsstrategie gemacht haben. Eigentlich haben alle ERP-Anbieter Industrie-Playbooks, aber nicht alle Verkäufer scheinen sich der Notwendigkeit bewusst zu sein, diese industriespezifischen Angebote in den Vordergrund zu stellen.
Um sich heute noch unterscheiden zu können, können die Anbieter ihre Entwicklung nicht nur auf neue Funktionalität beschränken, sondern müssen auch immer umfangreicher Branchenfunktionen abdecken. Reine Technologieinnovation ist nicht mehr ausreichend; die Prozessinnovation findet auf Branchenebene statt.

Der Grad der Spezialisierung wächst von Jahr zu Jahr: Sowohl der Software als auch der einführenden Berater. Wenn ein Anbieter es versäumt, auch die Einführungsberater – sowohl die eigene Mannschaft als auch die Partner – zu Branchenspezialisten zu entwickeln, wird er in den nächsten fünf Jahren unterdurchschnittlich Neukunden akquirieren. Die interessanten und komplexen Projekte werden nur noch an Branchenlösungen vergeben. Anbietern, die in der Spezialisierung im Marketing-Stadium steckengeblieben sind, wird die Luft ausgehen.

Mobile Anwendungen prägen das Bild
Sinkende Verbindungskosten, mehr Notebooks in Unternehmen, Home-Office-Arbeitsplätze, steigendes SaaS-Software-Angebot: Diese vier Trends sorgen massiv dafür, dass der Ruf nach Mobile ERP immer lauter wird. Anbieter, die nur die Bildschirmgrösse wechseln, ohne auf die funktionalen und prozessualen Besonderheiten des mobilen Einsatzes einzugehen – schnelle Informationsabfrage im Gegensatz zu komplexen Dateneingaben – werden es schwer haben, Akzeptanz für ihre Lösung zu finden. In den nächsten drei Jahren werden Mobile-getriebene Investitionen einen signifikanten Anteil an Entscheidungen haben.

Bedeutung Anwender
Denn mobile Applikationen erlauben neue und geänderte Geschäftsprozesse. Dynamik gewinnt dieser Trend aus einer Beschleunigung der Arbeitsabläufe, reduzierten Aufwänden für bestimmte Aufgaben und einer erhöhten Datengenauigkeit. Zur Erhöhung der Datengenauigkeit tragen Auto-ID/Barcode/RFID-Technologien zusätzlich bei, die durch die Verknüpfung mit mobilen Anwendungen ihr Potenzial erst vollends abrufen können. Nach teilweise mehrjährigen Testphasen übernehmen immer mehr Anwenderunternehmen ihre RFID-Projekte in den Echtbetrieb und profitieren von günstigeren Hardware-Kosten und Effizienzgewinnen.

Bedeutung Anbieter
Dabei sind die Anforderungen, die die Entwicklung mobiler Anwendungen gerade im Zusammenspiel mit RFID an Anbieter stellen, sind nicht zu unterschätzen. Denn mobile Anwendungen benötigen völlig neue Benutzeroberflächen und Bedienlogiken. Eine Übertragung des Bildschirmarbeitsplatzes auf ein mobiles Endgerät ist zu wenig und verschenkt Potenzial. Und die Datenmengen, die durch einen flächendeckenden Einsatz von RFID-Technologie anfallen, müssen in Echtzeit und akkurat verarbeitet werden, um das volle Potential zu heben.

AUTOREN
Dr. Eric Scherer, Frank Naujoks, Roger Jacques, Christoph Weiss, Marcus Dresel

Dienstag, 7. Dezember 2010

Die neue SAP: 9 Monate unter neuer Führung

Auf dem SAP Influencer Summit hat sich Vorstandschef Jim Hageman Snabe einige interessante Zwischentöne erlaubt. Die neue SAP stelle den Kunden wieder in den Fokus, es werde stärker mit den Kunden zusammen entwickelt und gearbeitet und die Betriebskosten seien durchaus im Fokus.

Daraus kann man folgern, dass sich unter seinem Vorgänger SAP zu sehr von den Kunden entfernt hat und die Entwicklung am Kunden vorbei erfolgt ist. Wenn man sich an die Aufregung und die Vorgehensweise bei der Wartungspreiserhöhung erinnert, eine treffende Diagnose.

Die strategische Ausrichtung steht seit einiger Zeit: On-Demand, Mobility, BI, Netweaver als Technologie-Plattform. Insbesondere der Bereich On-Demand wird nicht nur durch SAP Business byDesign (SAP ByD) forciert, sondern auch durch die On-Demand Ergänzungen für SAP ERP in 2011 ausgebaut. Sicherlich am interessantesten wird Sales on Demand sein. Eigentlich für Ende November avisiert, wird es wohl Februar 2011, bis SAP in diesen Markt einsteigt. Interessant auch hier die Aussage von Jim Hageman Snabe: "Qualität vor Geschwindigkeit, auch bei On-Demand-Produkten".

Dazu passt die Aussage von Vishal Sikka, im Vorstand für die Entwicklung zuständig: "Wir sprechen nur noch über Dinge, die wir auch liefern können." Fast schon eine Revolution, denkt man doch an das weit verbreitende Powerpoint-Engineering, dass sich die Branche durchaus zu eigen macht.

Eine klare Absage an den Kauf von weiteren ERP-Anbietern hat Jim Hageman Snabe auch noch geäussert. "Innovation statt Konsolidierung" laute das Motto der SAP. Dennoch ist davon auszugehen, dass diesem Motto nicht alle in der Industrie folgen werden.

Montag, 9. August 2010

Handelsunternehmen profitieren von IT-Innovationen

IT-Verantwortliche in Handelsunternehmen stehen unter Druck. Der Wettbewerb und das Geschäftsmodell stellen enorme Ansprüche an die Unternehmens-IT: Möglichst exakte Vorhersagen über den Abverkauf, darauf abgestimmte Nachbestellungen um leere Regale zu vermeiden, Optimierung der Logistik sind nur drei Punkte, bei denen die IT über Erfolg oder Misserfolg entscheidend ist. Dabei gilt es auch die Zurückhaltung vieler IT-Entscheider gegenüber Konzepten wie der elektronischen Regalbeschriftung (electronic shelf labeling), Outsourcing oder RFID zu überwinden.

Der erhebliche Wettbewerbsdruck im Handel zwingt die Unternehmen zu Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen. Automatisierung und Prozessoptimierung sind daher wesentliche Aufgaben der IT-Abteilungen. Der Einsatz der IT zur Optimierung von Geschäftsprozessen wird zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen. Anbieter von IT-Dienstleistungen müssen sicherstellen, über das erforderliche Branchen- und Prozess-Know-how zu verfügen. Insbesondere müssen IT-Anbieter verdeutlichen, wo der betriebswirtschaftliche Mehrwert ihrer Konzepte für das Unternehmen liegt. Dabei gilt es auch die Zurückhaltung vieler Händler gegenüber Konzepten wie dem Outsourcing oder RFID zu überwinden.

RFID optimiert Warenkennzeichnung
10 Jahre hat beispielsweise Gerry Weber sich mit der RFID-Technologie beschäftigt – ab diesem Monat werden RFID-Tags produktweit eingesetzt. Auf dem European Retail Technology Event in Amsterdam gab Christian von Grone, CIO von Gerry Weber, einen Einblick in den langen Weg, den das Textilunternehmen aus Halle in Westfalen gehen musste, bevor RFID in der Fläche ausgerollt werden konnte. „Vor zehn Jahren war die Technologie noch nicht so weit“, bedauert von Grone. „Es sah vielversprechend aus, war aber zu teuer“, lautet sein Fazit.

Self-Checkout senkt Personalkosten
Die elektronische Regalbeschriftung (electronic shelf labeling) ist vor allem für den Lebensmittel- und Textileinzelhandel, Cash & Carry Märkte sowie den Elektrohandel von Bedeutung. Systeme bei denen der Kunde seine Waren selbst erfasst (Self-Scanning) oder gänzlich den Kassiervorgang selbständig abwickelt (Self-Checkout), können vor allem zur Einsparung von Personalkosten beitragen. Die noch vergleichsweise hohen Kosten dieser Systeme scheinen hingegen die mittelständischen Händler vor Investitionen in diese Lösungen abzuschrecken.

Warengruppen-Analsye erfordert BI-System
Gerade im Einzelhandel spielt das Warengruppenmanagement (Category Management) eine zunehmend wichtigere Rolle. Hierbei handelt es sich um die Zuordnung von Waren zu Produktkategorien und die strategische Ausrichtung des Unternehmens auf Warengruppen. Dabei kooperiert der Handel oftmals eng mit den Herstellern. Für das Warengruppenmanagement ist beispielsweise eine Analyse der Warengruppen sowie der Bedürfnisse und Potenziale der Kunden notwendig, was den Einsatz einer ausgefeilten Business-Intelligence-Lösung erforderlich macht.
Die Einführung von elektronischen Displays und Plakaten (Digital Signage-Systeme) zur Vertriebsunterstützung ist eine weitere Möglichkeit, Preisoptimierung zu betreiben. Hierdurch können Kosten für Werbung eingespart werden, da etwa der Plakatwechsel vereinfacht wird. Wichtig aus Effizienzsteigerungsgesichtspunkten ist dabei die Integration der Systeme an das Content Management. Zentral gepflegte Preise erlauben unternehmensweite Kampagnen und vermeiden händische Eingabefehler, die unangenehm oder ungewollt teuer werden können.

Kundenbindung ist notwendig
Hinzu kommen noch die Bereiche Kundenfindung und Kundenbindung. Eine der wichtigsten Herausforderungen der IT im Handel ist die Erhöhung der Kundenbindung. Gerade in Zeiten von kleiner werdenden Budgets spielt Kundentreue eine immense Rolle. Die Anbieter von IT-Lösungen müssen verdeutlichen, welchen Beitrag sie zur besseren Kundenbindung leisten können. Insbesondere die Vereinheitlichung der Datenbanken und die Analyse von Kundendaten sind wichtige Herausforderungen der IT im Handel, bei denen die Anwender Unterstützung von Seiten der Anbieter benötigen. Gerade hier kann die IT aber nur eine unterstützende Rolle spielen. Die Händler müssen sich im Klaren darüber werden, welches Kundenbindungsmittel das richtige für sie ist: Kundenkarte, Social-Media-Initiativen oder herkömmliche Prospektwerbung.

Problem Altsystem
Die Lösungen der IT-Anbieter versprechen zwar Hilfe für Handelsunternehmen, doch nicht immer sind sie auch leicht umzusetzen. Oftmals stammen die bestehenden Anwendungen noch aus der Zeit der Mainframes, die Lagerverwaltung gerade bei großen und entsprechend komplexen Händlern hat durchaus mal zwanzig oder dreißig Jahre auf dem Buckel. Für die Unternehmen ergeben sich daraus eine Menge Probleme: Das Wissen um die Software geht in Rente, dokumentiert ist in der Regel so gut wie nichts – Hilfe nicht in Sicht. Die Suche nach Mitarbeitern, die sich mit den längst überholten Programmiersprachen auskennen, wird zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dennoch müssen rechtliche Anforderungen eingepflegt werden und in irgendeiner Form an die Altsysteme angebaut werden.
Denn der Multi-Channel-Vertrieb wird immer mehr Realität. Was sich im kleinen Einzelhandelsbetrieb noch irgendwie miterledigen lässt – Aktualisierung des Warenbestands im Geschäft und online, Preisanpassungen, Einpflegen entsprechender Produktbeschreibungen, Verpacken und Versenden etc – wird im Filialbetrieb zur logistischen Herausforderung. Der Kunde erwartet durch Vorbilder wie amazon verwöhnt, eine reibungslose Abwicklung auch von Reklamationen, die Einhaltung von Lieferzeiten und verlässliche Angaben über die Verfügbarkeit der Ware. Zusätzlich geraten Händler durch Preisvergleichsmaschinen unter Druck, sich preislich von der Preisempfehlung des Herstellers immer weiter entfernen zu müssen. Der Aufbau einer Marke, die für verlässliche Bestellabwicklung und exzellenten After-Sales-Service steht, kann diesen Druck lindern – erfordert aber Investitionen seitens des Händlers in eine entsprechende Infrastruktur.

IT-Strategie ist erfoderlich
Zusätzlich wächst in den Handelshäusern der Wunsch, Schnittstellen zu vermeiden. Denn die teilweise komplexen Unternehmensstrukturen sowie die zunehmende Vernetzung innerhalb der Unternehmen hat die IT in den letzten Jahren vor genügend Herausforderungen gestellt. Der Wunsch an die IT-Anbieter ist leicht formuliert: Sie müssen ihre Lösungen so aufbauen, dass sie sich leicht in das Gesamtkonzept der Anwender integrieren lassen. Dies setzt allerdings voraus, dass die Anwender über eine entsprechende IT-Strategie verfügen. Es ist auffällig, dass Anwender im Handel stärker spezialisierte Software, Insellösungen oder Eigenentwicklungen nutzen als Firmen aus anderen Branchen.
Hier findet aber ein Umdenken statt: Insbesondere die großen Unternehmen sind bestrebt, ihre IT zu standardisieren und zu konsolidieren. Für Anbieter von standardisierten Softwarelösungen ist der Handel daher besonders interessant, da hier zusätzliche Absatzpotenziale erschlossen werden können. Neben dem Darlegen der Kosteneinsparungsmöglichkeiten durch den Einsatz von Standardsoftware, sollten Anwender bei der Entscheidung für System und Einführungspartner darauf bestehen, dass IT-Anbieter und Einführungspartner ihre Branchenkompetenz darlegen und gezielt die Bedürfnisse des Handels adressieren. Die zu hebenden Potenziale sind gewaltig, insbesondere weil über Jahre hinweg keine einheitliche IT-Strategie verfolgt worden ist. Doch der Weg dahin ist steinig: Zu gering sind die Margen, als das große Investitionen mal eben bezahlt werden können. Umso grösser ist der Bedarf nach standardisierten Lösungen, die sich kostengünstig einführen und betreiben lassen.

Autor: Frank Naujoks, i2s Zurich

Freitag, 29. Januar 2010

Wenn die Funktionalität nicht reicht: Taktische ERP Investitionen

Ein Unternehmen, das eine neue ERP-Software evaluiert, muss an erster Stelle ein System finden, dass den spezifischen funktionalen Anforderungen des jeweiligen Unternehmens gerecht wird. Mangelt es hier, dann kommen die vorhandenen Stärken des Systems nicht zum Tragen. Darüber hinaus hat der jeweilige Anbieter kaum eine Chance, die vorhandenen Defizite des Systems in einem vertretbaren Termin- und Kostenrahmen zu kompensieren. Grundsätzlich gilt hier die Regel, dass es für jedes Unternehmen mindestens zwei Systeme - in der Regel mehr - gibt, die die Anforderungen abdecken.


Doch selbst wenn Unternehmen sich an einen strukturierten Auswahlprozess gehalten haben, sind über die Lebenszeit eines ERP-Systems Systemergänzungen notwendig. Sei es aus geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen, der Expansion des Unternehmens oder aus funktionalen Erweiterungen, die kurzfristig vorgenommen werden sollen. Manchmal stossen Unternehmen auch im laufenden Betrieb auf Herausforderungen, für die es kurzfristig eine Lösung zu schaffen gilt. Solche Investitionen haben wir taktische Investitionen genannt. Unter taktischen ERP-Investitionen verstehen wir kurzfristige Investitionen, die helfen, schnell ein Problem zu lösen. Dabei wird durchaus die vorgegebene IT-Strategie, bspw. nur von einem ERP-Anbieter Produkte einzusetzen, ausser Acht gelassen, um schnell auf Anforderungen aus Fachabteilungen reagieren zu können.


In den letzten 20 Jahren hat das Thema „Standard-Software“ einen wahren Siegeszug angetreten. Die Frage, ob man bei der Ablösung und Neueinführung von Software-Applikationen im Bereich Betriebswirtschaft und Geschäftsprozesse noch auf Individualentwicklungen setzen soll, stellt sich heute bestenfalls bei sehr ausgefallenen Marktnischen oder Geschäftsmodellen. Standard-Software ist klar die Basis, wird aber immer noch funktional ergänzt.
Dennoch stellt die Frage „Wieviel Standard braucht mein Projekt?“ noch immer eine Kernaufgabenstellung für jedes Unternehmen dar. Dies lässt sich am einfachsten beim Blick auf die Altsystemlandschaft verifizieren: So genannte „gewachsene“ Systemlandschaften sind in der Regel ein „Gemisch“ aus Standardsystemen, zahlreichen mehr oder weniger individuell angepassten und weiterentwickelten Modulen und Komponenten, vollständigen Eigenentwicklungen und einer kaum überschaubaren Zahl von Excel- und Access-Applikationen mit sehr individuellem Charakter.


Doch was heisst nun Standardisierung? Die Vereinheitlichung der eigenen Prozesse im Unternehmen über alle Abteilungen, Segmente, Standorte und Gesellschaften hinweg oder die Anpassung an den „System-Standard“ eines externen Anbieters? Um die Anziehungskraft des „System-Standards“ zu erhöhen, nennen immer mehr Anbieter ihrem jeweiligen Standard „Best Practise“, was in vielen Fällen auch stimmen mag. Nur ist dieser „Best Practise Anbieter-Standard“ immer das richtige für mein Unternehmen?


Hier gewinnt ein Lösungsprinzip an Bedeutung, dass in vielen Projekten leider zu kurz kommt: Das Prinzip der „Differenzierung“: Ja, es ist richtig und absolut sinnvoll, sich in weiten Teilen des eigenen Unternehmens und der Unternehmensprozesse am System-Standard zu orientieren – erliegen Sie dem „Charme des Standards“!


Aber es ist auch wichtig zu differenzieren! In welchen Funktionsbereichen würde eine einseitige Umsetzung des Standards zu Ineffizienz oder sogar zur Bedrohung der eigenen Marktstellung führen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich seiner Wettbewerbstellung und den Alleinstellungsmerkmalen am Markt bewusst sein. In aller Regel wird aus dieser Frage schon klar: Die Alleinstellungsmerkmale liegen eher in den marktorientierten Geschäftsbereichen – aber nicht zwingend und ausschliesslich.


Hier spielen taktische ERP-Investitionen eine bedeutende Rolle. Ein Unternehmen hat sich vor Jahren auf einen Standard festgelegt, hat aber jetzt einen Bereich für sich entdeckt, in dem das aktuelle System keine befriedigende Lösung offerieren kann. Folglich muss es möglichst schnell ergänzt werden.


Um dieses Phänomen der taktischen ERP-Investitionen näher zu beleuchten, hat das Zürcher Analysten- und Beratungshaus i2s im deutschsprachigen Raum eine Befragung durchgeführt. Insgesamt haben 389 Unternehmen an der Befragung teilgenommen, ein Drittel davon aus der Schweiz. Von den Unternehmen stammen 62% aus dem Segment Industrie, 24% aus dem Dienstleistungsbereich und 14% aus dem Handel. Mehr als die Hälfte der Befragten (51%) stammen aus Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern, knapp ein Drittel der Befragten stammt aus Unternehmen mit 100 bis 499 Mitarbeitern. Weitere 8% sind dem gehobenen Mittelstand mit 500 bis 999 Beschäftigten zuzurechnen, in Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden arbeiten 9% der Befragten.


Da sich die Anforderungen an ERP-Systeme einerseits immer schneller ändern und andererseits die ERP-Systeme im Schnitt 8 bis 12 Jahre eingesetzt werden, bevor über eine grosse Neuimplementierung entschieden wird, steigt der Bedarf nach Anpassungen bei den Unternehmen. Entsprechend häufig werden taktische ERP-Investitionen auch getätigt. In 9% der Fälle sind sie „sehr etabliert“, in mehr als einem Viertel „etabliert“. Allerdings geben auch 40% der Befragten an, dass sie nur sehr selten oder sogar gar nicht auf taktische ERP-Investitionen setzen.


Dieser verhältnismässig hohe Anteil kann unter Umständen damit zusammenhängen, dass Unternehmen keine zentralistische IT-Strategie verfolgen, in der sehr genaue Vorgaben bezüglich der einzusetzenden Systeme und Software gemacht werden, so dass es in dem Sinne keine taktischen ERP-Investitionen gibt.


Betrachtet man die Bereiche, in denen Anwenderunternehmen taktisch investieren, ergeben sich einige Überraschungen. Denn in den eigentlichen Kernbereich von ERP-Systemen, die Buchhaltung, wird in mehr als jedem Dritten Unternehmen investiert. Auf dem zweiten Platz liegt der Bereich Vertrieb/Auftragsabwicklung. Dies legt den Schluss nahe, dass es sich um nicht vollintegrierte Systeme handelt, bei denen der Schwerpunkt auf der Produktionsplanung liegt.
Der Hauptgrund für taktische ERP-Investitionen mit 58% der Nennungen sind funktionale Erweiterungen der bestehenden ERP-Systeme gefolgt von den Wünschen der Fachabteilungen nach einer schnellen Lösung ihrer Anforderungen (39%). Offiziell keine Rolle spielt der Punkt, dass die strategisch gewählte Lösung zu langsam eingeführt wird und die Abteilungen deshalb sich anderweitig behelfen müssen. Allerdings steht dieser Punkt im Widerspruch zu den Wünschen der Fachabteilung nach schneller Problemlösung.


Anwender werden auch in Zukunft nicht um taktische ERP-Investitionen herumkommen, wenn sie ein wettbewerbsfähiges ERP-System betreiben wollen. Die Investitionsschwerpunkte werden in den Bereichen liegen, die von ERP-Systemen noch nicht umfassend abgedeckt werden, beispielsweise CRM, Dokumentenmanagement und Controlling / Business Intelligence.


Autor: Frank Naujoks, i2s GmbH, Zürich

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Achtung Chef-Funktion

Mit dem steigenden Funktionsumfang entfremden sich ERP-Systeme immer mehr von der Management-Ebene. Die Systeme sind einfach zu umfangreich, zu detailliert und zu kompliziert, als dass sich der gestresste Manager und Geschäftsführer über längere Zeit in Evaluations-Workshops aufhalten möchte.
Die Anbieter haben auch das gemerkt und in den letzten Jahren eigene Funktionalitäten für die Top-Manager geschaffen. Unter dem Namen MIS (Management Information System), Business Intelligence oder so ähnlich wird gezeigt, wie der sonst eher zur Informatik distanzierte „Chef“ nun ganz einfach alles kontrollieren kann und obendrein noch viele bunte Bilder erhält.
Doch Vorsicht: gerade solche „Chef-Funktionen“ bringen eine gut organisierte und auf Gründlichkeit bedachte Evaluation schnell ins schwanken. Der Anbieter muss nur darauf achten, dass er – solange das Top-Management im Raum ist – nicht etwa komplizierte Abläufe im Rahmen der Materialbedarfsplanung darstellt, wie es vielleicht die Agenda vorschreibt, sondern flugs ein paar tolle Management-Cockpits an die Wand wirft. Damit kann man schnell einen „Chef“ an die Angel nehmen und darauf hoffen, dass die Stimmungsmache und die Katinengerüchte in die richtige Richtung laufen.
Dazu kommt wieder die geliebte Unsitte, sich direkt bei höheren Kader oder Verwaltungsrat zu melden und etwas von Investitionsschutz zu orakeln. Leider leben wir immer mehr mit einer binären Managergeneration, die gerne schnell und auf Basis von wenigen Fakten entscheidet.
Autor: Dr. Eric Scherer, i2s GmbH, Zürich