Freitag, 26. März 2010

Alternative Anbieter von Business Software

Cloud Computing ebnet alternativen Anbietern wie Amazon oder Ebay den Weg in den Business-Software-Markt.
Wer an Business Software beziehungsweise an Geschäftsanwendungen denkt, denkt automatisch an Anbieter wie SAP, Microsoft oder Oracle. Dank dem Cloud Computing hat sich aber auch ein neuer Vertriebs- und Nutzungsweg erschlossen, der auch alternativen Anbietern die Toren zum Business-Software-Bereich öffnet. Eine grosse Rolle spielen dabei Anbieter, die eigentlich in ganz anderen Segmenten ihr Geld verdienen, wie zum Beispiel Amazon, Ebay und Google. Alle drei Unternehmen bieten Entwicklern Plattformen, um Anwendungen zu konzipieren, die auf Services basieren.
Als Königsweg werden aktuell Software-as-a-Service-Modelle (SaaS) angesehen, die schnell einsatzbereit und leicht zu konfigurieren sind. Die Anbieter von SaaS-Geschäftsanwendungen gehen davon aus, dass sich die Ansprüche der Kunden stetig ändern. An die Stelle des sehr teuren und aufwendigen Customizing soll daher ein einfaches Konfigurieren treten. Aus der Erfahrung fürchtet sich nahezu jedes Unternehmen vor einer ERP-Migration, weil diese zeitaufwendig, teuer, hochkomplex und eigentlich nie fertig ist. Je mehr das System an ein Unternehmen angepasst wurde, desto komplizierter ist die Erhaltung der Update-Fähigkeit. Dabei wünschen sich Firmen eigentlich nichts mehr, als einfach zu bedienende Systeme.
Im Vordergrund der neuen SaaS-Anwendungen stehen aktuell weniger allumfassende, das gesamte Unternehmen abbildende ERP-Suites. Der Fokus liegt vielmehr auf Angeboten, die Teilaspekte aus den Unternehmensprozessen abbilden. Salesforce.com ist ein solcher alternativer Anbieter, der sich in den letzten Jahren etabliert hat und zunehmend Nachahmer findet. Das amerikanische Unternehmen will sich künftig als Anbieter einer Entwicklungsplattform für SaaS-Anwendungen Dritter etablieren. Diese Anwendungen sollen über den eigenen Vermarktungskanal angeboten werden. Software-Anbieter Coda beispielsweise nutzt für das SaaS-Produkt im Finanzbuchhaltungsbereich Salesforce.com-Technologie.
Auf den Plattform-Gedanken sind neben Salesforce.com allerdings auch Anbieter wie Amazon, Ebay und Google gekommen, allerdings alle mit einer leicht anderen Ausrichtung.

Amazon als Infrastrukturanbieter
Amazon bietet mit dem Simple Storage Service (Amazon S3) und der Elastic Compute Cloud (Amazon EC2) zwei Web Services an, die es Unternehmen ermöglicht, insbesondere bei On-Demand-Skalierung, Performance und Redundanz von der Amazon-Plattform zu profitieren.
Amazon Elastic Compute Cloud (http://aws.amazon.com/ec2) ist derweil ein Webdienst, der eine bedarfsgerecht veränderbare Rechenkapazität in der Internetwolke zur Verfügung stellt. Mit der Webdienst-Schnittstelle von Amazon EC2 können Unternehmen die Kapazität erhöhen und konfigurieren. Die Schnittstelle ermöglicht die vollständige Kontrolle der Rechnerressourcen und erlaubt den Betrieb in Amazons Hardware-Umgebung. Mit Amazon EC2 wird die Zeit, die für das Erlangen und Starten neuer Server-Instanzen benötigt wird, verringert, so dass die Kapazität schnell in dem Masse angepasst werden kann, wie sich die Anforderungen an die Rechnungsleistung ändern. Amazon EC2 liefert nur die Rechenleistungen für die Kapazität, die tatsächlich in Anspruch genommen worden ist.
Rightscale hat angekündigt, auf Basis von Amazon-Technologie eine Business-Intelligence-Lösung aus der Cloud zu entwickeln. Anbieter wie Pegasystems im Bereich Business Process Management und Compiere im Bereich ERP nutzen ebenfalls die von Amazon zur Verfügung gestellten Infrastrukturangebote, um eigene Produkte anzubieten. Und natürlich darf auch Salesforce.com mit einem eigenen Toolkit für Amazons Web Services nicht fehlen. Amazon liefert die Storage- und Computer-Kapazitäten, Salesforce.com steuert über die Entwicklungsumgebung Force.com Datenbank, Logik und Benutzeroberfläche bei.
Für geschäftliche Zwecke interessant ist die Option der Bezahlfunktion via Amazons Flexible Payments Service (FPS) und das sogenannte Fulfillment-by-Amazon-Angebot. Gegen Gebühr übernimmt Amazon die Lagerung, Auftragsbearbeitung, Verpackung und Versand der Waren. Auf diese Weise müssen Händler sich nicht um die Logistik und Bestellabwicklung kümmern, sondern können sich auf Warenpräsentation und Einkauf konzentrieren.

Web-basiertes ERP für Online-Händler
Schnelligkeit und Flexibilität sind gerade im Online-Versandhandel entscheidend. SaaS-Anwendungen, wie beispielsweise ein voll integriertes ERP-System, ermöglichen den Online-Händlern eine weitgehende Automatisierung komplexer Geschäftsprozesse. Von der Warenwirtschaft bis zur Fakturierung, von der Finanzbuchhaltung in verschiedenen Währungen bis zur Versandlogistik lassen sich mit SaaS-Lösungen wie etwa dem ERP-System von Actindo sämtliche Geschäftsabläufe in einer komplett webbasierten Anwendung integrieren und automatisieren. Da das ERP-System über Echtzeitschnittstellen an den Shop gekoppelt ist, hat der Händler ausserdem zu jeder Zeit den vollständigen Überblick über die Lagerbestände und den Zahlungs- und Bestellstatus. Damit gewinnen Shop-Betreiber personelle, finanzielle und zeitliche Ressourcen, die für strategische und umsatzorientierte Aktivitäten eingesetzt werden können. Weil für die ERP-Mietsoftware keine Arbeitsplatz-Lizenzen anfallen, können ausserdem beliebig viele Benutzer auf das System zugreifen, jederzeit und von jedem Ort aus.
Ebay unterstützt solche Entwicklungen und stellt den angemeldeten Entwicklern eine Testumgebung zur Verfügung, in der sie ihre Applikation ausserhalb der Produktionsumgebung entwickeln können. In diesem Bereich lassen sich Funktionen respektive Applikationen testen. Dabei können über Schnittstellen sehr viele Prozesse automatisiert werden, die insbesondere Powersellern von Ebay das Arbeiten erleichtern. Über APIs kommunizieren Applikationen direkt mit den Ebay-Servern und der Ebay-Datenbank im XML/SOAP-Format. Dabei lassen sich beispielsweise Angebote bei Ebay automatisiert einstellen, Angebote auf dem Online-Marktplatz suchen, Kategorieninformationen abrufen oder Käuferinformationen nach dem Ende eines Angebots weiterverarbeiten.
In eigener Entwicklung hat ein Powerseller sich beispielsweise über zwei Jahre ein umfassendes Warenwirtschaftssystem, inklusive Lagerverwaltung, Buchhaltung, Rechnungserstellung, Zahlungsabgleich und Kundenverwaltung aufgebaut, das den speziellen Charakteristika des Handelns bei Ebay Rechnung trägt. Lediglich beim Erstellen beziehungsweise Exportieren der Angebotsdaten und dem Re-Import der Verkaufsdaten gab es einen Bruch zwischen dem eigenen System, dem Ebay Turbo Lister und der Abwicklung der Verkäufe per E-Mail. Sowohl die Angebotserstellung, als auch das Auktionsmanagement und die Abwicklung erfolgen nun aus einer Lösung heraus, womit das inzwischen als Platin-Powerseller ausgezeichnete Unternehmen den zeitlichen Arbeitsaufwand für die tägliche Abwicklung noch mal um 30 Prozent reduzieren konnte, vor allem durch weniger E-Mails und weniger Fehler.
Anfang September fanden sich bei Ebay 52 Software-Lösungen für Verkäufer, darunter zum Beispiel 4sellers, das auf der Warenwirtschaft der Office Line von Sage basiert und Online-Handels-Funktionalitäten liefert. Aber auch SAP lässt sich beispielsweise mit Hilfe der Ebay-Schnittstellen einbinden. Direkt aus SAP können Anbieter Auktionen bei Ebay einstellen. Die Software NIOBAY4Trade deckt von der Artikelanlage über die Versandabwicklung bis hin zur Kundenbewertung die gesamte Wertschöpfungskette ab. Wird ein Artikel bei Ebay platziert, reserviert die Software ihn bis zum Verkauf. Alle weiteren Vorgänge geschehen vollautomatisiert; wie beispielsweise Anlegen des Kundenauftrages, die Benachrichtigung an Kunden, die Zahlungsabwicklung und der gesamte logistische Ablauf.

Google für die Zusammenarbeit
Google ist aktuell im Bereich Collaboration stark vertreten – also bei der Zusammenarbeit in Teams auch über Unternehmensgrenzen hinweg – und stellt neben Mail und Kalender auch Text- und Tabellenverarbeitungs-Programme online zur Verfügung. Auf dem Google Solutions Marketplace findet sich eine Reihe von Anwendungen, die beispielsweise Workflows für Google Apps automatisieren und die Terminfindung erleichtern. Besonders interessant ist die enge Zusammenarbeit von Google und Salesforce.com. Nicht nur, dass der CRM-Hersteller anstrebt, intern einzig Google Apps als Office Suite einzusetzen, sondern es gibt auch eine enge Integration der CRM-Software mit Adwords, die sich aus Salesforce.com verwalten lässt.

Blick in die Zukunft
SaaS-Geschäftsanwendungen werden weiter zunehmen, dennoch sorgt die Komplexität der integrierten ERP-Suites dafür, dass insbesondere Grossunternehmen erst mittelfristig mit einer wirklich integrierten und umfänglichen SaaS-ERP-Lösung rechnen können. Dennoch beschäftigen sich grosse Firmen schon heute mit dem punktuellen Einsatz von SaaS-Geschäftsanwendungen in ihrem Unternehmen, entwickeln eine entsprechende Softwarestrategie und ergänzen ihre IT-Strategie entsprechend.
IT-Abteilungen sollten sich aktiv dem SaaS-Angebot zuwenden und dieses kontinuierlich beobachten. Fachabteilungen können sonst schneller ein Eigenleben entwickeln, als es für das Unternehmen gut ist, und auf eigene Faust punktuelle Ergänzungen des Software-Portfolios vornehmen.

Donnerstag, 25. März 2010

ERP on Demand

So langsam nimmt der ERP-on-Demand Zug Fahrt auf. Nachdem SAP für Business by Design in der Version 2.0 schon gute Kritiken erhalten hat und mit der für Sommer angekündigten Version 2.5 schon einige Vorschusslorbeeren kassiert hat, erhöht sich der Druck für andere Anbieter, nachzuziehen.
Microsoft hat die Strategie "online first" ausgegeben und zieht dann in den on-Premise-Releases nach. Zu beobachten ist dies schon bei Microsoft CRM. Ab Herbst haben auch Kunden ausserhalb der USA die Möglichkeit, die von Microsoft direkt betriebene Version zu nutzen. Bis jetzt überlasst Microsoft das Geschäft den Partnern.
Im Frühsommer könnte noch einmal Bewegung in den ERP on-Demand-Markt kommen: Microsoft wird in der Schweiz mit einer NAV-Version zur Miete an den Start gehen - und dazu passende Branchenversionen anbieten. Zum Eingewöhnen gibt es einen 30-Tage-Test und Beratung durch Partner. Dieser Weg scheint vielversprechend zu sein: Ohne Branchenausprägung wird das Angebot beliebig, ohne Partnerbetreuung ist der Kunde schnell verloren.

Montag, 8. März 2010

Adios BCM - ein Nachruf

Microsoft hat heute die neuen Preise für Office 2010 bekanntgegeben. Dem geänderten Zuschnitt ist der Business Contact Manager (BCM) zum Opfer gefallen. War das CRM-Einsteiger-Produkt für bis zu 5 Nutzer noch in Office 2007 der ein oder anderen Version (Professional, Small Business, Ultimate) beigelegt, wurde es jetzt aus dem Verkauf genommen.
Kleiner Trost: Im Volumenprogramm ist er wohl noch erhältlich.
Schade, denn der BCM war ein pfiffiges kleines CRM-Tool, das neben den Grundfunktionalitäten rund um Kontaktmanagement auch Marketing, Sales und Berichtswesen für kleinere Firmen völlig ausreichend abgebildet hat. Zusätzlich noch eine CTI-Lösung dazu und für Kleinunternehmen war die CRM-Lösung fertig.
Während Microsoft in USA den BCM zum Anfüttern der CRM-Pipeline erfolgreich genutzt hat und einige Kunden auf Microsoft CRM migrieren konnte, führte der BCM in Deutschland eher ein stiefmütterliches Dasein.
Und jetzt ist er weg.
Kleiner Trost: Für die Käufer des aktuellen Office-Pakets gibt es die Möglichkeit laut Microsoft, auch mit Office 2010 den BCM zu nutzen bzw ein neues Release zu erhalten.