Dienstag, 21. September 2010

i2s Studie: ERP goes China

Ein weltweit einheitliches ERP-System ist der Anspruch. Doch in China treffen europäische Unternehmen auf die eine oder andere Besonderheit, die beachtet werden muss. Sonst drohen den Anwendern vermeidbare Verzögerungen und ausufernde Kosten.
In vielen Fällen ist der Schritt ins Ausland am Anfang eher ein Abenteuer als ein straff geplantes Vorgehen. Zwei Drittel der vom Zürcher Analysten- und Beratungshaus i2s im Rahmen der Studie „ERP goes China“ befragten 106 deutschsprachigen Anwenderunternehmen mit einem Engagement in China geben an, dass sie wegen der Nähe zum Kundenmarkt eine Niederlassung in China eröffnet haben. 62 Prozent haben eine eigene Produktionsniederlassung in China, ein Drittel möchte näher am Lieferantenmarkt China sein.

Mit der Zeit spielen Kosten- und Prozesseffizienz auch in den vermeintlichen Billiglohnländern eine erhebliche Rolle. Damit gewinnt das Thema ERP-Einsatz an Bedeutung, führt jedoch auch zu erheblichen Problemen. Die Mehrheit der am Schweizer Markt präsenten ERP-Anbieter gerade im KMU-Segment ist noch immer eher national ausgerichtet. Sie sind weder für einen internationalen Mehrstandort-Betrieb mit durchgängigen Prozessen ausgerüstet, noch werden die Lokalisierungsanforderungen vieler Länder erfüllt. Es fehlt an getesteten Sprachversionen und allzu häufig auch an entsprechenden Supportangeboten.

Ziel eines ERP-Einsatzes in China ist es an erster Stelle, die Anbindung der chinesischen Tochter an das Mutterunternehmen und seine Prozesse zu gewährleisten, lautet eines der Ergebnisse der Studie. Ziel muss es sein, auch in China jene Zuverlässigkeit und Güte für die Geschäftsprozesse sicherzustellen, die man von einem Schweizer Unternehmen erwarten kann. An zweiter Stelle steht die Herausforderung, die chinesische Tochter in das eigene Controlling einzubinden. Dies ist umso wichtiger, da sich eine China-Expansion auch schnell zu einem finanziellen Risiko auswachsen kann. Zwar bestehen immer noch erhebliche Kostenvorteile, die Kostenzuwachsraten sind aber ebenso immens.

Erfolgsfaktoren
Für ERP-Projekte ist es erfolgsentscheidend, globale Strategien an China anzupassen. Dies schließt mit ein, standardisierte globale Prozesse vor ihrem Transfer nach China auf ihre Übertragbarkeit zu prüfen, da es nicht zwingend auch die besten Prozesse für China sind. Der enorme Zeit- und Kostendruck in China macht eine gründliche und detaillierte Projektplanung erforderlich. Nur so ist eine kosteneffiziente, schnelle Durchführung des Projektes möglich. Bei der Auswahl eines geeigneten Systems sollten Systeme von lokalen Chinesischen Anbietern kein Tabu sein. Unabhängig davon, welches System eingesetzt wird, sollten in der Planung lokale Ressourcen berücksichtigt werden, die bereits Erfahrung mit der Umsetzung der spezifischen lokalen Anforderungen haben.

Die Studie soll neben der empirischen Untersuchung Anwenderunternehmen eine Hilfestellung bieten, wenn diese sich neue Standorte im Ausland erschliessen wollen. Dabei fungiert China als ein extremes Beispiel an räumlicher Distanz, sprachlichen Hürden und regulatorischen Hindernissen. Die Studie kann zum Preis von 200 Euro beziehungsweise 290 CHF bei der i2s direkt bestellt werden.

Eine Zusammenfassung der Studie kann unter 222.erpgoeseast.info heruntergeladen werden.

Autor: Frank Naujoks

Freitag, 10. September 2010

Terna & Allgeier: Grosse Pläne für Microsoft AX

Jetzt ist es zum dritten Mal innerhalb von 3 Jahren passiert, dass ein Microsoft Dynamics AX Implementierungspartner in Österreich expandiert bzw. fusioniert. Nach der FWI und Ecosol macht nun Terna einen weiteren Schritt nach Vorne, um bei den Großen mitzumischen. Dabei ist das keine Überraschung, denn wenn man zur Nummer eins in Europa wachsen will, dann muss man sich einen Partner suchen und Terna hat mit Allgeier anscheinend einen richtigen Partner gefunden.

Terna und Allgeier haben im Rahmen einer strategischen Allianz ihre Unternehmen verschmolzen. Dazu hat Allgeier am heutigen Tag 100% der Terna-Anteile erworben. Die Terna-Gruppe beschäftigt 90 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatz von über 10 Mio. Euro. Terna ist fokussiert auf den Vertrieb und die Implementierung der international führenden ERP-Softwarelösungen Microsoft Dynamics AX und Lawson M3. Das Unternehmen zählt zu den Top 2 Vertriebspartnern für Lawson-Lösungen in Europa und ist die Nummer 2 bei der Vermarktung von Microsoft Dynamics AX in Österreich. Durch strategische Partnerschaften mit Herstellern wie Microsoft, Lawson und IBM konnte innerhalb von fünf Jahren ein mittelständisches IT-Unternehmen aufgebaut werden, das insgesamt mehr als 160 ERP-Kunden betreut.

Mit Terna wird der Bereich IT Solutions innerhalb der Allgeier Gruppe weiter ausgebaut und der wachstumsstarke Markt für ERP-Lösungen bedient. Hierzu wird Terna von Österreich aus die Vermarktung ihres Lösungsangebots auch in Deutschland und in der Schweiz vorantreiben und dazu das weit gefächerte Netzwerk der Allgeier Gesellschaften nutzen.

Im Zuge des Verkaufs ihrer Anteile haben sich die bisherigen geschäftsführenden Gesellschafter Peter Bereiter, Christian Kranebitter und Reinhard Palaver mit einem Aktienpaket an der Allgeier Holding AG beteiligt. Sie werden weiterhin die unternehmerische Verantwortung tragen und als Geschäftsführer der Terna-Gruppe vorstehen.

Es stellt sich nur die Frage ob überhaupt so viel Potential vorhanden ist um mit ERP-Systemen so groß zu werden. Wenn man sich die Unternehmenslandschaft in Österreich ansieht, wird das eher schwierig werden, denn mehr als 80% aller Unternehmen in Österreich haben weniger als 50 Mitarbeiter und für diese Größenordnung von Unternehmen ist Microsoft Dynamics AX wahrscheinlich meist eine Nummer zu groß.

Man wird sehen was die Zukunft mit sich bringt. Wird es innerhalb des nächsten Jahres bei den weiteren 2 größeren Microsoft Dynamicx AX Partner in Österreich, Crealogix und Navax, auch zu Veränderungen kommen? Wie werden die deutschen und schweizer Implementierungspartner auf die Expansion von Allgeier/Terna reagieren? Einfach wird es sicher nicht, sich so einer Herausforderung zu stellen. Spielentscheidend wird sicher auch sein, dass es auch zu einem natürlichen Wachstum kommt.

Autor: Christoph Weiss, i2s Wien

Donnerstag, 2. September 2010

Social Media und CRM: Hype oder Hilfe?

Die Integration von Daten aus sozialen Netzen in CRM-Applikationen ist hilfreich, wenn dem Vorhaben eine durchdachte Initiative zugrunde liegt.
Blogs, Twitter, Facebook, Foursquare - kaum ein Thema beschäftigt Marketing-Abteilungen mehr als Social Media. Auch die Anbieter von Applikationen für das Customer Relationship Management (CRM) wie Oracle und Salesforce.com haben sich mit Verve auf das Thema gestürzt. Sie haben ihre Anwendungen um Funktionen erweitert, um die neuen Kommunikations- und Interaktionskanäle zu integrieren.

So können etwa Anwender der Salesforce.com-Suite eigene Communities erstellen, in denen ihre Kunden sich miteinander austauschen und neue Produktideen testen. Die Software beobachtet bei Bedarf Facebook und Twitter. Zudem bietet sie eine Chat-Funktion zu Service-Mitarbeitern. Die darüber geführten Gespräche lassen sich später rekapitulieren, verwalten und auswerten. Auch Branchengrößen wie SAP und Microsoft sowie kleinere Anbieter wie Wice haben ihre Lösungen mittlerweile um entsprechende Schnittstellen ausgebaut.

Die Ziele der Unternehmen dürften klar sein: Sie streben einen umfassenden Einblick in die Wünsche und Verhaltensweisen Ihrer Kunden an. Soziale Netzwerke schaffen Transparenz in den von Anbietern nur schwer zu durchschauenden Online-Diskussionen. Daher kann eine Auswertung der zentralen Social-Media-Plattformen wichtige Anhaltspunkte für das Geschäft liefern.

Dell geht neue Wege
Dell hat beispielsweise mit der Web-Site www.ideastorm.com eine Plattform geschaffen, auf der Neu- und Altkunden Ideen für neue Produkte diskutieren. Mehrere Hundert dieser Vorschläge wurde bis dato schon umgesetzt. Ein viel geäußertes Anliegen war beispielsweise, mobile und stationäre Rechner ab Werk nicht nur mit Windows, sondern auch mit Linux auszustatten. Zudem spart Dell mit Hilfe des Support-Blogs und der Foren eigenen Angaben zufolge insgesamt elf Millionen Dollar pro Jahr. Das Online-Angebot entlastet die eigene Kunden-Hotline, weil sich Anwender gegenseitig helfen.

Die neue Macht der Kunden
Die schnell wachsenden Nutzerzahlen der Social Networks zeigen, dass die Dienste bei Privat- und Geschäftskunden ankommen. Sie nutzen Medien wie Twitter und Facebook unter anderem, um Marken, Produkte und Service öffentlich zu kritisieren oder zu loben. Allerdings haben bislang nur wenige Unternehmen einen Weg gefunden, das Feedback sinnvoll auszuwerten. Insbesondere Unternehmensbereiche für die Produktentwicklung und den Kundendienst sollten die Meinungsbeiträge ernst nehmen, liefern sie doch Hinweise auf Probleme bei Produkten und Dienstleistungen.

Schlecht beraten sind Firmen, offenkundige Produkt- oder Servicemängel zu ignorieren. Unzufriedene Anwender haben das Internet schon mehrfach als Medium genutzt, um gegen Unternehmen vorzugehen. Im Jahr 2008 traf beispielsweise United Airlines der Zorn der Web-Community, als einem kanadischen Musiker die Gitarre beim Transport mit Fluglinie zerbrochen wurde. United Airline weigerte sich, den Schaden zu ersetzen. Daraufhin, verfasste der Sänger kurzerhand ein Lied, in dem er seinem Unmut freien Lauf ließ. Das YouTube-Video wurde anschließend knapp neun Millionen Mal abgerufen und in Blogs diskutiert sowie auf News-Portalen gepostet. United Airlines wurden schnell zum Paradebeispiel für schlechtes Beschwerde-Management im Social Web.

Strategien statt Technik
Das Risiko, seinen Ruf durch schlechten Service zu schädigen, ist deutlich gestiegen. Die Unternehmen müssen sich nicht nur mit dem Kundenerlebnis sondern auch mit der Bedeutung von Social Media für das eigene Image auseinandersetzen. Idealerweise wird diese Aufgabe vom Servicebereich übernommen, lauern in der Kundenbetreuung doch die größten Fallstricke.

Weder das Marketing, das vornehmlich auf neue Leads bedacht ist, noch der Vertrieb sind strukturell darauf ausgelegt, Belange des Kundendienstes angemessen zu bearbeiten. Für diese Abteilungen eine Social-Media-Initiative aufzubauen, würde zwangsläufig in Insellösungen münden. Sammelt hingegen der Kundenservice das Feedback, kann er die Erkenntnisse für Marketing und Vertrieb aufbereiten, so dass auch diese Abteilungen wichtige Hinweise auf Produkte und Dienstleistungen bekommen.

Was eine Social-Media-Initiative leistet
Ohne einen klar definierten Zweck wird der Erfolg einer Social-Media-Initiative nur schwer zu messen sein. So sollte etwa frühzeitig definiert werden, wie das Unternehmen mit Kunden kommunizieren möchte und welche Ziele es verfolgt. Das können beispielsweise niedrige Kundendienstkosten, höhere Kundenzufriedenheit und eine verbesserte Markentreue sein. Solche Vorhaben müssen abteilungsübergreifend koordiniert werden und entsprechend im Unternehmen verankert sein, denn meistens verändern Social-Media-Initiativen die Kundenbeziehung.

Stakeholder beteiligen
Maßnahmen rund um soziale Medien geraten oft ins Stocken, wenn wichtige Mitstreiter aus der Rechts- oder Kommunikationsabteilung nicht von Anfang an ins Boot geholt werden. Abteilungen wie IT, Verkauf, Marketing, Geschäftsführung, Rechtsabteilung und Unternehmenskommunikation sollten zu den Treffen eingeladen und laufend informiert werden. Auf diese Weise wird Social Media von Anfang unternehmensweit verankert. So kann die Rechtsabteilung beispielsweise den Rahmen innerhalb der Community abstecken sowie Benimmregeln und Teilnahmebedingungen für die Community erstellen. Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sollten die Verantwortlichen mit der Unternehmenskommunikation abstimmen, was in den Communities publiziert werden darf.

Langsam starten
Eine gut funktionierende Social-Media-Initiative benötigt eine Strategie. Nur so lassen sich Fehler im Umgang mit Kunden vermeiden, die sich möglicherweise schnell im Netz verbreiten. Jeder Mitarbeiter mit Kundenkontakt muss seine Rolle, Verantwortung sowie die Hintergründe des Vorhabens verstehen. Oftmals befürchten insbesondere Manager auf Geschäftsführungsebene, dass Mitarbeiter sich in der Interaktion mit Kunden falsch verhalten. Hier kann ein abteilungsübergreifender Prozess Abhilfe schaffen, der eine einheitliche Ansprache und Botschaft an die Kunden entwickelt.

Social-Media-Initiativen verändern die Abläufe im Unternehmen. Ohne Unterstützung des Top-Managements bleiben solche Initiativen in der Regel erfolglos. Die Geschäftsleitung muss nicht nur die erforderlichen Ressourcen bereitstellen, sondern sollte sich idealerweise auch selbst mit Kunden Online austauschen. Um die Initiativen zu starten, sind keine Investitionen in Software und Tools erforderlich. Anfangs reicht es aus, beispielsweise die wichtigsten Blogs und sozialen Netze nach Erfahrungsberichten über eigene Produkte und Services zu durchforsten. Darauf aufbauend lässt sich etwa Twitter in vorhandene Applikationen integrieren. Das geht oft, ohne dass zusätzliche Lizenzkosten anfallen.

Social Media nicht ignorieren
Auch kleinere Unternehmen werden sich mit Social Media auseinandersetzen müssen - ihre Kunden nutzen die Möglichkeiten des Webs wahrscheinlich schon. Eine gut durchdachte Social-Media-Initiative kann Firmen wichtige Impulse in der Produktentwicklung geben. Außerdem zeigt das Beispiel Dell, dass die im Web gewonnenen Erkenntnisse nicht nur zu neue Lösungen führen, sondern auch sparen helfen.

Autor: Frank Naujoks