"Business und IT-Alignment" - ein vor Jahren beerdigt geglaubtes Schlagwort kommt wieder in die Köpfe der Anwender zurück. Endlich!, möchte man ausrufen, denn dahinter steht die Frage, welchen Wertbeitrag die IT liefern kann und wie sich die IT intern positioniert - als Kostenfaktor oder als Innovator.
Wie viel Zeit wendet die IT-Abteilung beispielsweise auf, um Innovationen ins Unternehmen zu bringen und über den Tellerrand zu schauen. Die Anwender suchen eine Lösung für ihre Probleme, auch an der offiziellen IT vorbei. So wird dann Dropbox als Ablage für gemeinsam zu bearbeitende Dokumente genutzt und mit der Abkürzung BYOD (Bring your own device) bekommt die Nutzung privater IT auch noch ein schickes Label verpasst.
Solche Schatten-IT ist ein Zeichen für Fehlentwicklungen im Unternehmen, insbesondere im Zusammenspiel von IT und Fachabteilungen. Es wird oftmals mehr über- als miteinander geredet und das Image der IT-Abteilung liegt am Boden. Eine wenig innovationsfreudige IT bringt sich selbst in Gefahr. Denn wenn sich eine müde IT nur dem Verwalten der Rechner und Netzwerke verschrieben hat, macht sie sich überflüssig und kann leicht ausgelagert werden.
Statt Verwalten sollte jedoch der Drang, Innovationen ins Unternehmen zu bringen, die Aufgabe der IT sein. Das erfordert von allen Abteilungen aber eine gewisse Radikalität und Mut, das eigene Geschäftsmodell permanent zu hinterfragen und zu schauen, ob andere Branchen Ansätze bereits erfolgreich umgesetzt haben, die für das eigene Geschäft ebenfalls passen könnten. Amazon hat diesen Mut bewiesen und sich geöffnet. Von der Handelsplattform mit ausgefeilten Logistik- und Fulfillment-Fähigkeiten hin zum Anbieter von Rechenzentrumskapazität für Software-Anbieter und quasi im Vorbeigehen den Verlagen vorgeführt, wie das E-Book-Zeitalter aussehen kann.
Messbarer NutzenDer Nutzen von IT-Systemen lässt sich in drei Nutzenkategorien erfassen: (1) Optimierung des IST-Zustandes, (2) Risikominimierung und (3) Erschliessung neuer Tätigkeitsfelder. Der Nutzen einer ERP-Investition beispielsweise ergibt sich streng genommen rein mathematisch als der Wert der positiven Veränderung vom IST- zum SOLL-Zustand. Damit hängt der Nutzen originär von der Ausgangslage ab. Ist diese sehr gut, ist es schwer, einen grossen Nutzen zu erzielen. Entsprechend erscheinen sämtliche quantifizierten Aussagen zum Nutzen von ERP-Systemen seitens eines Anbieters so lange als unglaubwürdig, bis er den aktuellen IST-Zustand nicht kennt. Strenggenommen dürften Anbieter daher nur von "Nutzenpotentialen" reden.
Darüber hinaus ist es möglich, dass durch den Einsatz eines neuen ERP-Systems eine an sich gute Ausgangslage langfristig stabilisiert und gesichert wird. Der Nutzen ergibt sich in einem solchen Fall durch die Vermeidung eines Risikos und kann daher nur über die statistische Wahrscheinlichkeit des möglichen Eintretens eines Risikos und die mögliche Schadensumme ermittelt werden.
Neben den eher auf den Status quo ausgerichteten Betrachtungen bietet eine IT-Investition auch die Möglichkeit, neue Tätigkeits- und Geschäftsfelder zu erschliessen. Sei es durch neue Absatzkanäle, neue Service-Angebote oder durch Expansion in verwandte Branchen. Der schlimmste Fall ist eine Digitalisierung des IST-Zustands: Viel Geld wird für wenig Innovation ausgegeben.
Autor: Frank Naujoks
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