Dienstag, 26. Juni 2012

Apps erfordern neues Denken


Die Apps sind weit mehr als nur ein weiterer Mobile Client. Sie stellen nicht nur die ganze IT-Governance auf den Kopf, sondern verändern auch die Entwicklungsprozesse grundlegend. Die Beschränkung auf einen einzelnen Zweck macht wesentlich schnellere Entwicklungszyklen möglich. Viele im herkömmlichen Prozess notwendige Schritte wie das aufwendige Requirement Engineering werden auf ein Minimum reduziert oder fallen ganz weg, weil nicht mehr hundert Ansprüche unter einen Hut gepfercht werden müssen. Die Fachabteilungen können die einfache Funktionalität vielmehr weitgehend selber bestimmen, denn sie kennen die Möglichkeiten aus ihren privaten Nutzungserfahrungen bestens. Die grosse Chance des App-Modells ist die stärkere Einbindung der Anwender in die Entwicklung. Endlich kommt die Entwicklung nahe zu den Nutzern. Schon lange propagierte Buzzwords wie Serviceorientierung und Business Alignment werden Realität.
Ein Beispiel aus der Praxis: Der Trendartikelhersteller Freitag ist dauernd auf der Suche nach neuen Ladenstandorten. Mit einer App können jetzt Mitarbeitende, die unterwegs sind, interessante Lokalitäten fotografieren, mit einem Kommentar versehen und direkt in der entsprechenden Datenbank speichern. Die Geoinformationen werden automatisch hinzugefügt. Eine solche App kann mit Standardkomponenten für wenige Tausend Franken erstellt werden und bringt einen sehr grossen Nutzen.

Hürden in den Unternehmen
Apps erfordern ein vollkommen anderes Denken. Insbesondere die klassischen ROI-Betrachtungen (Return on Investment) funktionieren nicht mehr, weil der Lebenszyklus der Minianwendungen dafür viel zu kurz ist. Andererseits ist die Entwicklung einer einzelnen App aber auch sehr günstig. Das heisst, es werden wesentlich agilere Trial-and-Error-Vorgehensweisen möglich, als wenn umfassende Anwendungen umgesetzt werden müssen, bei denen hohe Gesamtprojektkosten auf dem Spiel stehen.

Gefahr der Überfrachtung
Die ERP-Hersteller tendieren dazu, ihre in einer ersten Version noch einfachen Apps über die Zeit mit immer mehr Funktionalität aufzublasen. Dadurch gehen die grossen Vorteile des App-Prinzips verloren und sie entwickeln sich wieder zurück zu herkömmlichen Mobilanwendungen. Das geht so weit, dass Schulungen für die Apps angeboten werden müssen. Wenn eine App nicht selbsterklärend ist, ist etwas falsch gelaufen.

Autor: Eric Scherer

1 Kommentar:

  1. Mit dem App Ansatz werden mobile Lösungen zu wirklich nützlichen Arbeitsmitteln die auch betriebswirtschaftliche Prozesse verschlanken. Um ein nützliches Werkzeug bereitzustellen, muss man sich auf die Anwender und deren Methoden und Erfahrungen einlassen. Das ist für viele neu - aber sicher sinnvoll.

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