Mittwoch, 26. Januar 2011

Umsysteme statt ERP: SAP veröffentlicht 2010 Zahlen

SAP hat im vierten Quartal 2010 ein Rekordergebnis vorlegen können: Um 35 Prozent sind die Softwareerlöse auf 1,5 Milliarden Euro geklettert.
Mehrere Punkte lassen allerdings bei einer genaueren Analyse der Daten aufhorchen:
1. 10 Prozentpunkte des Wachstums gehen auf Veränderungen des Euro-Wechselkurses zurück. SAP profitiert massiv von der Euro-Schwäche und einem gleichzeitigem Anstieg von Umsätzen aus dem Nicht-Euro-Raum.

2. Ohne den Umsatzanteil von Sybase hat das SAP-Geschäft 21 Prozentpunkte statt 29 Prozent zum Wachstum der Software- und softwarebezogenen Serviceerlöse (IFRS und Non-IFRS) beigetragen. Ohne Berücksichtigung der Wechselkurseinflüsse entspricht dies einem Beitrag von 13 Prozentpunkten.
Ähnlich schauen die Ergebnisse für das Gesamtjahr aus: Die Softwareerlöse (IFRS) stiegen um 25 Prozent auf 3,27 Milliarden Euro (2009: 2,61 Milliarden Euro). Ohne Berücksichtigung der Wechselkurseinflüsse entspricht dies einem Anstieg um 16 Prozent.

3. Das Wachstum kommt nicht aus dem Stammgeschäft ERP-Software. Schaut man sich exemplarisch die Schweizer Umsätze an, die um 4 Prozent auf insgesamt 664,9 Millionen Franken gestiegen sind, lassen sich ERP ergänzende Systeme als Wachstumstreiber identifizieren. Besonders gross war das Interesse bestehender wie potenzieller Kunden an den SAP Business Objects-Themen wie Business Intelligence und Enterprise Informationen Management. Hohe Nachfrage verzeichneten zudem die Lösungen für Cash- und Treasury Management, Invoice Management sowie Enterprise Performance Management.

SAP muss sich vom klassischen ERP-Geschäft zunehmend lösen. Die Anzahl der Neuevaulationen von ERP-Software wird in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen. Anwender werden sich zunehmend für Technology-Stacks entscheiden und ihre IT-Landschaft entsprechend ausrichten. Mit den Käufen von Business Objects und Sybase ist SAP in den aktuellen Trendthemen Business Intelligence, Mobility, In-Memory-Computing gut vertreten. Im Gegensatz zu Microsoft mit Office und Windows oder Oracle mit Datenbanken fehlen aber die kontinuierlichen und margenträchtigen Umsätze aus dem Stammgeschäft.

Die Loslösung vom Euro-Raum scheint zumindest funktioniert zu haben, wie die Windfall-Profits in Höhe von rund 10 Prozentpunkten nahelegen. Gefahr für das Ergebnis lauert noch in dem schwelenden Rechtstreit mit Oracle über Schadenersatzzahlungen wegen Datenmissbrauchs durch die Tochterfirma TomorrowNow. Schon jetzt zeigen sich wegen der Rückstellungen deutliche Bremsspuren in den Ergebnissen: Das Betriebsergebnis (IFRS) im 4. Quartal 2010 war um 933 Millionen Euro (2009: 49 Millionen Euro) negativ beeinflusst aufgrund der Erhöhung der Rückstellungen im Zusammenhang mit dem TomorrowNow-Rechtsstreit.

Autor: Frank Naujoks, i2s Zürich

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