IT scheint unsexy zu sein, sowohl in den Unternehmen als auch im Privaten. Leere Pizzakartons, Augenringe und grosse Brillen - richtig anziehend sind die typischen Protagonisten der IT in Film und Fernsehen nicht.
Hinzu kommt mangelnde Wertschätzung. Wertschätzung drückt sich in Unternehmen auch und besonders in Budgets und Hierarchie aus. Die IT-Budgets stagnieren bestenfalls, seit Jahren stehen sie aber eher unter Druck. Immer mehr Leistung für immer weniger Geld, lautet das Credo.
Vor gut zehn Jahren galt IT noch als "Business Enabler" und es war ein hehres Ziel von IT-Abteilungen im E-Business-Boom, durch IT neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Der EDV-Leiter bekam einen neuen Namen und wurde aufgewertet – vereinzelt schaffte er es sogar in den Vorstand grosser Konzerne. Doch dann platzte die E-Business-Blase und übrig blieb der EDV-Leiter als CIO – "Career Is Over".
Nach der unsäglichen Debatte "IT does not matter" droht das nächste Ungemach: Jetzt fehlt der Nachwuchs. Die Ansprüche der Firmen an die Mitarbeitenden und ihre IT-Kenntnisse und Fähigkeiten steigen jedoch - haben sie doch erkannt, dass das Geld in den Prozessen liegt. Und genau die kann IT gestalten, schneller machen oder überhaupt erst Geschäftsideen ermöglichen.
Doch solange die Unternehmen es bei Lippenbekenntnissen zur Bedeutung der IT belassen, will keiner die ERP-Einführung als Projektleiter mal so eben nebenbei machen, finden sich immer weniger Studenten für Informatik und die talentiertesten Köpfe zieht es in andere Richtungen, dort wird besser bezahlt.
Apple hat eigentlich den Weg zur coolen und immer präsenten IT durch iPhone und iPad geebnet. Die Produkte sind schick, einfach zu bedienen und haben einen unglaublichen Verbreitungsgrad – irgendwie scheint morgens im Tram wenigstens jeder Zweite irgendwas auf einem Apple-Gerät zu tippen oder lesen. Der Siegeszug der Consumergeräte in den Unternehmen ist nicht mehr aufzuhalten und unter dem Schlagwort Bring-your-own-Device fand sich auch ein griffiger Begriff für die Ablösung der Unternehmens-IT.
Jetzt fehlen nur noch die Unternehmen: Statt IT-Budgets zu kürzen, müssten sie in anwendungsfreundliche Hard- und Software investieren, nicht an den Schulungen sparen sowie IT und ihre Nutzer ernst nehmen – denn durch Cloud, Smartphones, Twitter, Facebook und Co ändert sich schon wieder das Nutzerverhalten und die Anspruchshaltung. Doch das kostet Geld. Weil sich Mitarbeitende um die Facebook-Seite kümmern müssen, weil Smartphones in die vorhandene IT-Infrastruktur integriert werden müssen.
Und die IT selbst braucht ein anderes Selbstverständnis: IT ist keine Spezialwissenschaft mehr für wenige Eingeweihte, der Zug fährt ganz schnell in Richtung Massenphänomen, Benutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit. Gebremst nur von den Ewiggestrigen in der IT.
Die Uhren zehn Jahre zurückdrehen: IT gehört in den Vorstand und darf nicht an den CFO berichten. Natürlich muss sich jede Investition rechnen, aber ein bisschen Budget zum Ausprobieren gehört dazu. Es fehlt eine Aufbruchstimmung und es fehlen die Vorbilder, die deutlich machen, wie IT funktioniert und wie wichtig sie ist im Alltag und im Unternehmen. Die Universitäten müssen auch ihr Scherflein beitragen und wieder Vordenker werden in Sachen moderner Betriebskonzepte von IT, Prozessmodellierung und den Spagat finden zwischen Praxisrelevanz und Elfenbeinturm. Raus aus der Komfortzone, damit IT wieder sexy wird.
Autor: Frank Naujoks