Der technologische Wandel, der erstmals über den privaten statt über den Unternehmensalltag vollzogen und getrieben wird, wird nach Einschätzung von Gartner in den nächsten fünf Jahren noch weiter zunehmen. Für die Unternehmen bedeutet dies, dass sie versuchen müssen, die Veränderungen von Verhaltensweisen und neue Technologien in ihre etablierte Unternehmenskultur und -infrastruktur zu integrieren.
Aber auch die Anforderungen an die Wissensarbeiter steigen. Um den Anforderungen gerecht werden zu können, wird immer mehr ein Wissens-Mix aus Business und Technologie gefordert. Während der klassische ERP-Anwender in der «alten Zeit» ein klar umrissenes Aufgabenfeld hatte, und die IT an der Unternehmensgrenze endete, ist das Aufgabenfeld heute dynamisch und ständigen Änderungen unterworfen. Der direkte Vorgesetzte und das Unternehmen verlieren zunehmend an Bedeutung sowohl für die Organisation wie auch für die Erledigung der täglichen Arbeit.
Die Folgen für das Unternehmen dürfen keinesfalls unterschätzt werden. So wie Produktionsanlagen mobil sind, sind auch die für den Unternehmenserfolg wertvollen Wissensarbeiter mobil geworden. Die IT ist mobil, dank Software-as-a-Service, UMTS und Notebooks. Damit sind auch die Anwender nicht mehr an klassische Vorgaben gebunden.
Die Anbieter von ERP-Lösungen müssen auf Änderungen im Nutzerverhalten und zum Einsatz ihrer Lösungen in der neuen Welt schnell Antworten finden. Noch ist die Mehrheit der Unternehmen träge und nur punktuell offen für Web-2.0-Angebote. Man befindet sich noch weitestgehend in der Testphase. Funktioniert etwas, wird es eingesetzt; im Moment erst noch von einer Minderheit, bald aber immer schneller auch von der Mehrheit. Sich dem Trend zu widersetzen wird sich kein Unternehmen, das zukünftig Erfolg haben möchte, leisten können.
Handlungsbedarf
Das Individualdenken der Anwender steht im Gegensatz zu langjährigen Grundlagen von ERP-Systemen, wie Standardisierung und Prozessorientierung im Sinne von eingeschränkter Prozessführung. Das heutige User-Verhalten entspricht immer weniger dem Anwendermuster aus den «Gründerjahren» der ERP-Systeme. ERP-Systeme verfolgen im Kern noch heute Baupläne aus den Gründerjahren. Diese wurden zwar kontinuierlich technologisch «aufgemotzt», aber nicht wirklich neu durchdacht. Mit den immer höheren Ansprüchen der Anwender werden hier vollkommen neue Konzepte notwendig. Diese sind zwingend «hybrid» und müssen eine Beteiligung der User am IT-Customizing an sich zulassen.
Die IT-Kulturen und die IT-Governance in den Unternehmen sind noch nicht auf die «neuen User-Kulturen» abgestimmt. Hier werden dringend neue Ansätze notwendig, wobei sich diese zwingend von einer reinen «Technik-Denke» verabschieden müssen. IT-Anwendungslandschaften im Unternehmen werden immer mehr zu basisdemokratischen Systemen. Das Wissensmonopol der IT-Abteilungen wird damit gebrochen. Um diese «komplexen Systeme» zu führen und zu gestalten, muss man sie verstehen, wie sie sich verändern. Erst wenn man diese Veränderungslogik versteht, lässt sich diese auch beeinflussen.
Montag, 14. Juni 2010
Donnerstag, 10. Juni 2010
Businessapplikationen im Zeitalter sozialer Netze
Mit der zunehmenden Durchdringung der Web-2.0-Funktionalitäten, die zuerst in das Privatleben und immer stärker auch in das Berufsleben der Anwender Einzug erhalten, wachsen auch ERP-Systeme in den Bereich der Netzwerk-IT-Systeme hinein. Zunehmend werden Collaboration-Funktionalitäten wie Instant Messaging und Blogs nicht als Inselsysteme genutzt, sondern in die Unternehmens-IT integriert und als Quelle für Anregungen und neue Produkte verstanden. Deren effizienter Einsatz muss aber durch eine Verhaltensschulung erst kollektiv gelernt werden: Aufwendige Voraussetzung ist, dass die jeweiligen Teilnehmer zunächst «soziale Plattformen» bilden:
• geteiltes Grundwissen,
• vereinbarte Regeln und Strukturen,
• Rollenklarheit,
• Vertrauen.
Stets besteht die Gefahr, dass sich die Teilnehmer uferlos in irrelevanten Interaktionen oder belanglosen Kontroversen verlieren. Auf Anwenderebene hat sich, durch den Siegeszug der IT im Privaten, eine erfahrene Benutzerschaft herausgebildet, die sich auch in der Freizeit und im täglichen Leben mit neuen Technologien auseinandersetzt und gewisse Standards, wie beispielsweise die Benutzerführung, gern in der Arbeitswelt einsetzen würde. Auf diese Weise geraten die Anbieter von Unternehmenslösungen immer stärker in Zugzwang.
Was im Privaten funktioniert, so die Erwartungshaltung, muss doch bitte auch im geschäftlichen Einsatz möglich sein. Gleichzeitig ändert sich auch das Nutzerverhalten. Die permanente Erreichbarkeit wird zum Zwang, Parallelwelten entstehen und die Kontrolle über die Nachrichten, die über ein Unternehmen in Umlauf sind, geht für die Betroffenen weitestgehend verloren.
• geteiltes Grundwissen,
• vereinbarte Regeln und Strukturen,
• Rollenklarheit,
• Vertrauen.
Stets besteht die Gefahr, dass sich die Teilnehmer uferlos in irrelevanten Interaktionen oder belanglosen Kontroversen verlieren. Auf Anwenderebene hat sich, durch den Siegeszug der IT im Privaten, eine erfahrene Benutzerschaft herausgebildet, die sich auch in der Freizeit und im täglichen Leben mit neuen Technologien auseinandersetzt und gewisse Standards, wie beispielsweise die Benutzerführung, gern in der Arbeitswelt einsetzen würde. Auf diese Weise geraten die Anbieter von Unternehmenslösungen immer stärker in Zugzwang.
Was im Privaten funktioniert, so die Erwartungshaltung, muss doch bitte auch im geschäftlichen Einsatz möglich sein. Gleichzeitig ändert sich auch das Nutzerverhalten. Die permanente Erreichbarkeit wird zum Zwang, Parallelwelten entstehen und die Kontrolle über die Nachrichten, die über ein Unternehmen in Umlauf sind, geht für die Betroffenen weitestgehend verloren.
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